Ein Beitrag unseres Bruders Scheich Ibrahim Gamard Efendi
Der Mevlevi-Orden – eine islamische Tradition – führt die spirituellen Lehren und die Praxis von Mevlânâ Jalâluddîn Rûmî, seinen Nachfahren und seinen Anhängern seit über 700 Jahren fort. Durch die Restriktionen, denen die Sufi-Organisationen in der Türkei seit über 80 Jahren unterworfen sind, wurde die Mevlevi-Tradition deutlich geschwächt.
In der heutigen Welt, in der Informationen elektronisch leicht zugänglich sind, gibt es eine ganze Reihe von Mevlevi-Organisationen, die über Webseiten verfügen und verschiedenartig Autorität beanspruchen. Dies macht es schwierig zu erkennen, welche Organisationen legitime Autorität besitzen und welche nicht. Die Folge davon ist, dass es für die Mevlevi-Tradition schwieriger ist, sich im Westen gemäß der traditionellen spirituellen Praxis, der traditionellen Lehren und einer entsprechenden Ethik zu etablieren.
Der Zweck dieses Artikels ist es, klarzustellen, dass allein der “Groß-Çelebi” oder Maqâm-i Çelebi, der direkte Nachfahre von Mevlânâ Jalâluddîn Rûmî, berechtigt ist, zu entscheiden, wer ein rechtmäßiger und autorisierter Mevlevi-Scheich ist und wer nicht. Der jetzige Maqâm-i Çelebi ist Faruk Hemdem Çelebi aus der Türkei. Er verbringt derzeit einen Großteil des Jahres in den USA. Einer der Gründe für diesen Aufenthalt in den USA ist die Absicht, sich stärker darauf zu konzentrieren, die Mevlevi-Organisationen im Westen auszubauen und zu vereinen, um zu bewirken, dass zugunsten der Tradition in ihrer Gesamtheit seine Amtsgewalt verstärkt angenommen und mit ihm zusammengearbeitet wird.
Fâruk Çelebi Efendi ist Vorsitzender der Internationalen Mevlana-Stiftung (auf Türkisch Uluslarasi Hz. Mevlânâ Vakfi), deren Zentrum sich derzeit in Istanbul befindet. Alle rechtmäßigen Mevlevi -Scheichs müssen über diese zentrale Organisation an ihn angeschlossen sein. Leider haben sich viele Leiter von Mevlevi-Gruppen dazu entschlossen, die Amtsgewalt von Çelebi Efendi zu ignorieren – oder, wie in manchen Fällen, ihn zwar verbal zu bestätigen, ohne aber wirklich mit ihm zusammen zuarbeiten und ohne ihm echte Gefolgschaft zu leisten. Dieses Schreiben ist ein Appell zur Einheit um die Solidität der Mevlevi-Tradition als Ganze, insbesondere im Westen, zu stärken.
Der Mevlevi-Orden wurde zum erstmals von Sultân Walad, dem Sohn von Mevlânâ Jalâluddîn Rûmî, organisiert. Unter der Leitung von Mevlânâs Enkel, Ulu `ârif Çelebi, begann sich der Orden mit Leitern in andere Städte und Regionen auszudehnen. Zuletzt gab es im Osmanischen Reich 114 Tekken [takyâ], d.h. (klosterähnliche) Gebäude oder Gebäudekomplexe – einschließlich der Tekken in Belgrad, Athen, Kairo, Mekka, Bagdad, Damaskus und Täbriz. Nach der Niederlage im I. Weltkrieg und dem damit verbundenen Niedergang des Osmanischen Reichs erklärte die türkische Regierung unter Atatürk 1925 alle Sufi-Orden [tariqats] in der Türkei für illegal. Alle noch aktiven Mevlevi-Tekken wurden geschlossen. Manche, wie z.B. die zentrale Tekke (oder Mevlevihane) in Konya (wo Mevlânâ Rûmî begraben ist) oder auch die Galata Tekke in Istanbul, wurden zu Museen umfunktioniert.
Demzufolge sind seit 1925 die Mevlevi-Aktivitäten in der Türkei sehr stark eingeschränkt und finden im privaten Rahmen statt. Es gibt zahlreiche Hindernisse, so dass seitdem für die nachfolgenden Generationen eine Ausbildung zum Mevlevi-Derwisch nur eingeschränkt möglich ist.
In den 50er Jahren gestattete die türkische Regierung in Konya öffentliche Aufführungen von Sema (auch “samâ” geschrieben – die berühmten Drehtanz-Gebetszeremonien der Mevlevi) zu erlauben; zunächst in der öffentlichen Bibliothek, dann in Turnhallen, später in einem Sportstadion und gegenwärtig in einem großen Gebäude, das für diese Sema-Aufführungen gebaut wurde. Alljährlich kommen Mitte Dezember Tausende von Menschen aus aller Welt um die Aufführungen zu sehen, die das Ministerium für Kultur und Tourismus organisiert. Seit vielen Jahren finden auch in der Istanbuler Galata Tekke (die man jetzt Museum nennt) öffentliche Sema-Aufführungen statt. Eine andere Mevlevi-Tekke in Istanbul, Yenikapi Tekke genannt, die 1961 durch Brandstiftung zerstört wurde, ist jetzt wieder vollständig aufgebaut worden. Die Tekke besitzt wieder eine große Sema-Halle [semahane] für Sema-Aufführungen, wird jedoch vom Türkischen Ministerium für Kultur und Tourismus ebenfalls als Museum geführt.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die sakrale Gebetszeremonie der Drehenden Derwische größtenteils von der türkischen Regierung übernommen worden ist, mit der Absicht, den Tourismus zu fördern. Die Regierung hat wenig Interesse daran, die Einschränkungen, die der Mevlevi-Tradition auferlegt wurden, aufzuheben. Seit einigen Jahrzehnten wird von den Mevlevi lediglich erwartet, dass sie gute Musiker und Tänzer (drehende Derwische – semazen) für das Sema zur Verfügung stellen. Gegenwärtig gehen aus den Schulen und Universitäten in Konya hervorragende Musiker für klassische Mevlevi-Musik hervor, und es entsteht auch eine neue Generation ausgebildeter Tänzer. Demzufolge hat sich der Prozentsatz von Musikern und drehenden Tänzern, die sich selbst als Mevlevi betrachten (bzw eine zusätzliche Mevlevi- Ausbildung erhalten haben), im Vergleich zu früher verkleinert, was für die türkische Regierung, die Sema als “traditionellen türkischen Volkstanz” betrachtet, von geringer Bedeutung ist.
Die Mevlevi Semahane-Zeremonie ist jedoch nur dann authentisch, wenn sie in einer “Sema-Halle” [semahane, samâ`-khâna] einer Mevlevi Tekke stattfindet, durch einen Scheich/Leiter des Sema [pôstneshîn], der vom jeweils amtierenden Maqâm-i Çelebi ernannt wurde, geleitet wird und von Musikern und Tänzern [semazens] ausgeführt wird, die in die echte Mevlevi- Initiation, -Schulung und Erziehung erhalten haben und die alle unisono, während der Zeremonie im stillen Einklang, im “Allâh, Allâh!”-Gebet verweilen.
Ebenso sollte hervorgehoben werden, dass das Sema nur ein Teil des spirituellen Reichtums der Mevlevi-Tradition ist.
Seit über 700 Jahren ist die höchste Amtsperson für alle Mevlevi-Niederlassungen ein direkter Nachfahre von Mevlânâ Jalâluddîn Rûmî, der “Hazret-i-Çelebi” (“der hochverehrte Çelebi”) oder “Maqâm-i Çelebi” (“der hohe Rang des Çelebi”) oder “Çelebi Efendi” genannt wird. Er ist auch Nachfahre des Enkels von Mevlânâ, Ulu `Ârif Çelebi. Diese Autorität blieb über Jahrhunderte und Entfernungen hinweg erhalten – gleichgültig ob es sich ein Mevlevi-Zentrum in der Türkei, Ägypten, Bosnien, Griechenland oder Arabien handelte. Das Wort “Çelebi” ist traditionell ein türkischer Begriff für einen wohlerzogenen, gebildeten Mann von kultivierter Lebensart. Da sich der Begriff auch auf die Familie Çelebi, die direkten Nachkommen von Mevlânâ, bezieht, bedeutet es auch “Oberhaupt der Mevlevis”. “Maqâm-i Çelebi” bedeutet wörtlich “der Rang des Çelebi.”
Gemäß der Tradition erbt der Maqâm-i Çelebi den Titel “Scheich von Konya” (früher das Oberhaupt der Mevlevi-Hauptniederlassung oder der Mevlevihane in Konya, wo Mevlânâ Rûmî begraben ist). Jeder Nachfolger eines Maqâm-i Çelebi Mevlevi wurde als Mevlevi-Derwisch ausgebildet, bevor er das Amt eines Scheichs von Konya antrat. Die Nachfolge ist patrilinear, also vaterseitlich: Dem ältesten Sohn des vorherigen Maqâm-i Çelebi wird Vorrang gegeben, dann folgt ein weiterer Sohn (falls der Älteste nicht willens oder nicht fähig sein sollte, seine Pflichten zu erfüllen oder falls er nicht ausreichend unterstützt wird, um gewählt zu werden), danach folgt ein Sohn des Çelebi, der dem vorherigen Maqâm-i Çelebi voranging, danach ein Bruder des vorherigen Maqâm-i Çelebi, dann ein anderer Enkel des Çelebi, der dem vorherigen Maqâm-i Çelebi voranging usw. Im späten Osmanischen Reich war der Mevlevi-Orden so mit der Regierung verstrickt, dass der Sultan des Reiches in die Zustimmung für die Nachfolge mit einbezogen war. Heutzutage wird der Maqâm-i Çelebi von Mitgliedern der Çelebi-Familie gewählt.
Es ist nicht nötig, dass der Maqâm-i Çelebi mit großer spiritueller Meisterschaft oder mit außergewöhnlicher spiritueller Weisheit begabt ist. Dies ist jedoch erforderlich für “die Nummer Zwei” der Mevlevis, das spirituelle Oberhaupt der Mevlevi Tariqat, den obersten geistigen Leiter [murshid] aller Mevlevi-Scheichs and Anhänger, der Sar-i-Tarîq [“Sertarik” im modernen Türkisch] genannt und durch den Maqâm-i Çelebi ernannt wird. Dem Maqâm-i Çelebi kommt indes in erster Line eine administrative Amtsgewalt zu, um wichtige Entscheidungen zu treffen, die das Wohlergehen der Organisation und der Tradition der Mevlevi sichern und deren Wachstum fördern sollen – Entscheidungen, die auch mit göttlicher Führung verbunden sind.
Das derzeitige Oberhaupt durch Erbfolge aller Mevlevis, der Maqâm-i Çelebi, ist Faruk Hemdem Çelebi [Arabisch-Persisch: Fârûq Hamdam Çalabî], der Sohn und Nachfolger seines Vaters (Celaleddin M. Bakir Çelebi, der 1996 verstarb – siehe die “Çelebi Family Website” unter www.mevlana.net). Er ist der gegenwärtige Hazret-i Çelebi, der Urenkel von Mevlânâ Jalâluddîn Rûmî in der 22. Generation und der 33. Maqâm-i Çelebi.
Çelebi Efendis Urgroßvater, Abdul Halim Çelebi, war der letzte Groß-Çelebi des Mevlevi-Ordens während des Osmanischen Reichs bis zu dessen Auflösung nach dem 1. Weltkrieg und dem Gesetz des Jahres 1925, das alle Sufi-Organisationen für illegal erklärte (ein Gesetz, das bis zum heutigen Tag Gültigkeit hat). Sein Großvater, der 31. Maqâm-i Çelebi, war Mehmet Bakir Çelebi (1944 verstorben). Sein Vater, der 32. Maqâm-i Çelebi, war Celaleddin Bakir Çelebi; er wurde in Aleppo/Syrien, geboren und starb 1996 in Istanbul. Faruk Hemdem Çelebi Efendi wurde 1950 in Aleppo/Syrien, geboren. Derzeit verbringt er einen Teil des Jahres in Istanbul und einen Teil an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Efendi ist praktizierender Muslim.
Nach der Mevlevi-Tradition darf niemand den Titel eines “Mevlevi-Scheichs” beanspruchen (mit der Erlaubnis, den “Turban eines Scheichs” [dastâr] zu tragen), wenn er hierzu nicht durch den gegenwärtigen Çelebi Efendi ermächtigt wird: im Fall eines neuen Scheichs durch eine schriftliche, unterschriebene Bestätigung [ijazat] für das Amt und die Verantwortlichkeit eines Scheichs; im Fall von jemandem, der eine Genehmigung [ijazat] für das Amt eines Scheichs von einem vorhergehenden Maqâm-i Çelebi erhalten hat, ist die Akzeptanz mit einem neuem Versprechen [bay`at, bey’a], dem Ausdruck von Loyalität gegenüber der Autorität des neuen Çelebi Efendi, verbunden.
Dies bedeutet, dass jemand, der von einem Mevlevi-Scheich ausgewählt wurde dessen “Vertreter” oder “Nachfolger” [khalîfa, halifa] zu sein – ein Amt, das je nach Auftrag seines Scheichs eine gewisse Lehrbefugnis beinhaltet, – nach dem Tod seines Mevlevi-Scheichs nicht automatisch selbst Mevlevi-Scheich werden kann. Er benötigt die Ermächtigung des Maqâm-i Çelebi, um Scheich zu werden. Und jemand, dem der Titel “Halifa” von einem Scheich verliehen wurde, sollte beachten, dass er hieraus nicht schließen kann, dass dies das gleiche ist wie “zu einem Scheich gemacht zu werden” (auch wenn sich in manchen anderen türkischen Sufi-Orden ein “Halifa” und ein “Scheich” nur geringfügig voneinander unterscheiden mögen). Ebenso haben die Titel “Scheich” oder “Scheicha” oder “Postneshin”, die die Leiter unabhängiger Mevlevi- Organisationen ihren Anhängern verleihen, in der Mevlevi-Tradition keine Legitimation.
Und weil alle Mevlevi-Scheichs dadurch Scheichs bleiben, dass sie vom gegenwärtigen Çelebi Efendi akzeptiert werden, so bedeutet dies auch, dass ihnen ihr Rang als Scheich aberkannt werden kann, sollten sie nicht vom gegenwärtigen Çelebi Efendi in ihrem Amt bestätigt werden; dies kann geschehen aufgrund inakzeptabler Verstöße gegen die Mevlevi-Tradition, durch entsprechende Neuerungen oder durch ernsthafte ethische Verstöße. Eine solche Person kann dann aufgefordert werden den Mevlevi-Turban [sikke mit dastâr] an den Maqâm-i Çelebi zurückzugeben. Dies bedeutet außerdem, falls derjenige, der die Position eines Maqâm-i Çelebi innehat, stirbt, dass dann alle zuvor anerkannten Mevlevi-Scheichs seinem Nachfolger aus der Çelebi-Familie, dem neuen Çelebi Efendi, ihre Loyalität bezeugen müssen [bay`at, bey’a], um weiterhin als Mevlevi-Scheichs anerkannt zu bleiben.
Unter der Leitung des vorherigen Maqâm-i Çelebi, Dr. Jelaluddin Bâqir Çelebi, wurden die folgenden Mevlevi-Scheichs autorisiert. Sechs von ihnen (Nr. 7, 10,11, 12, 13 und 14) wurden mit schriftliche Erlaubnis [Icazet, Ijâzat] als neue Scheichs initiiert. Die meisten leiteten das Mevlevi- Sema als Postneshin. Die ständige Ernennung zum Mevlevi-Scheich nennt sich einfach “Ernennungsdokument” [icazetname],wobei das Wort “Scheich” vermieden wird, da es einer der in Sufi-Organisationen üblichen Titel ist, die ab 1925 gesetzlich verboten waren. Die korrekte Bezeichnung in der osmanischen Zeit war “Dokument zur Erlangung der Scheichwürde” [meshihatname, mashikhat-nama]. Diese Vollmacht wurde in früheren Zeiten auf Persisch verfasst. In einem Fall (Nr. 8) ernannte er einen Mesnevi-Lehrer, nicht einen Scheich, dennoch ist die Vollmacht dieselbe wie für die neu ernannten Scheichs, die eine Ausbildung im Sema- Zeremoniell erhalten haben, nämlich ein “Ernennungsdokument ” [icazetname].
Faruk Hemdem Çelebi Efendi hat nicht nur neue Mevlevi-Scheichs bestätigt, sondern sich auch intensiv darum bemüht, bei der türkischen Regierung Verständnis und Unterstützung für das zu erlangen, was von derMevlevi-Tradition in der Türkei übrig geblieben ist. Er fuhr oft in die Hauptstadt Ankara, um sich mit den Funktionären des Kultusministeriums zu treffen, wobei seine Schwester, Esin Çelebi Bayru viele dieser Termine in seiner Vertretung wahrnahm. Als Vorsitzender der International Mevlana Foundation hat er eine Anzahl bedeutende Erfolge erzielt:
Unter einer größeren Anzahl von Bemühungen, die Mevlevi-Tarîqat im Westen zu verbreiten, seien hier beispielhaft zwei Fälle erwähnt, die zur Schulung von “Westlern” in das Sema der Mevlevis geführt haben; andere wichtige Bestandteile der Mevlevi-Tradition wurden jedoch weniger gelehrt als erhofft.
Als der 31. Maqâm-i Çelebi (Abdul Halim Çelebi) 1944 starb, war sein Sohn und Nachfolger Celaleddin Bakir Çelebi 18 Jahre alt. Obgleich er das Recht geerbt hatte, “Scheich von Konya” zu sein, so fühlte er sich doch zu jung und unwürdig für die damit verbundene Verantwortung, außerdem lebte er im Ausland, nämlich im syrischen Aleppo. Eine Anzahl von Derwischen wurde in Betracht gezogen und schließlich wurde Süleyman Hayati Loras zum Stellvertreter des Maqâm-i Çelebi mit dem Titel und der Amtsgewalt eines “Scheichs von Konya” gewählt. Viele Jahre lang lebte Süleyman Dede in der Mevlevihane in Konya, wo er im Rahmen eines von der Regierung unterstützten Programms Essen kochte und kostenlos an Arme verteilte, denn es herrschten schwierige Zeiten in der Türkei.
Süleyman Dede kam 1976 zum ersten Mal nach Amerika. Im Bemühen den Mevlevi-Weg zu verbreiten, initiierte er eine Anzahl “Westler” als Mevlevi-Scheichs: Dies waren Menschen, deren spirituelle Entwicklung ihn beeindruckte. Sie waren bis auf wenige Ausnahmen keine Muslime, doch Dede hoffte zweifellos, dass sie zum Islam übertreten und ihr Leben der Mevlevi-Tradition widmen würden. Als Scheich von Konya verfügte Dede über die Amtsgewalt, diese Titel zu verleihen – selbst an Menschen, die keine langjährige Mevlevi-Ausbildung durchlaufen hatten (er hätte aber die Zustimmung von Celaleddin Çelebi Efendi sowie der Mevlevi-Scheichs, die den Maqâm-i Çelebi berieten, einholen sollen). Seine Hoffnungen wurden jedoch enttäuscht. Manche neuen Scheichs fühlten sich der esoterisch-okkulten Mystik (wie den Lehren Gurdjieffs) wesentlich mehr verbunden und hatten wenig wahres Interesse einer Form von religiöser Mystik, wie sie der Mevlevi-Pfad ist, zu folgen. In einem solchen Fall hielt es Dede für notwendig, die Übertragung des Titels Mevlevi-Scheich wieder rückgängig zu machen; es gab keine Schwierigkeiten mit den anderen, da diese nicht öffentlich als Mevlevi-Scheichs auftraten. Als Dede 1985 starb, gingen, wie ursprünglich vereinbart, sein geistliches Amt und seine Kompetenzen wieder an die Familie Çelebi zurück.
Zu Beginn der frühen 70er Jahre waren die meisten Europäer, die sich für die Mevlevi-Tradition interessierten, Schüler der esoterischen Lehren von Gurdjieff. Irgendwie neigen manche dieser Schüler dazu, zu glauben, dass sich die “Sacred Dances” Gurdjieffs von der Mevlevi-Tradition herleiten. Rusuhî Baykara Efendi erklärte sich damit einverstanden, vielen von ihnen Sema zu lehren, obgleich sie keine Muslime waren.
Leiter mancher dieser Gruppen beanspruchen Ihre Autorität als Nachfolger [khilâfat] eines bestimmten Mevlevi-Scheichs, der nicht mehr am Leben ist – unabhängig von der Amtsgewalt des Maqâm-i Çelebi. Manche von ihnen zeigen dem jetzigen Çelebi Efendi gegenüber Respekt, haben jedoch nicht seiner Amtsgewalt ihre Loyalität bezeugt und sind dementsprechend entsprechend nicht von ihm anerkannt worden. Andere betrachten ihn als jemanden mit einem Titel, aber mit nur mit geringer Autorität, und wieder andere ignorieren einfach seine Existenz und seine Autorität. Unabhängige Gruppen dieser Art existieren in der Türkei, in Europa, den U.S.A. und in Australien. Einige haben Zweigniederlassungen im eigenen Land oder im Ausland, viele bilden Semazens aus und praktizieren Sema.
Der vorherige Maqâm-i Çelebi (Dr. Celaleddin Çelebi) gab 1996 eine Erklärung darüber ab, wie bedeutsam es ist, [auch] in der heutigen Zeit nach den Normen der Jahrhunderte alten Mevlevi- Praxis und Ethik zu leben:
“Eine der wichtigsten Rollen, welche die Stiftung [die Internationale Hazret-i Mevlânâ-Stiftung] übernehmen wird, soll darin bestehen, jeden über Handeln und Formen der Umsetzung zu informieren, die nicht zu dem, worauf es Hz. Mevlânâ ankam, gehören und die nicht seiner Lebensweise entsprechen. Ebenso soll die Stiftung, dort wo nötig, auch in anderen Punkten Klarheit schaffen. In diesem Zeitalter der Freiheit haben Menschen die Möglichkeit, sich so zu verhalten, zu denken und zu leben wie es ihrer Persönlichkeit entspricht. Wenn jedoch solche Neigungen nicht der Kultur, dem Denken und der Tradition des Hz. Mevlânâ entsprechen – diese wurden in einem Zeitraum von über 700 Jahren bis in kleinste Detail identifiziert – muss man diese Menschen als getrennt von seinen Prinzipien ansehen. Wir erleben heute einen ausgeprägten Mangel an Spiritualität. Manche Menschen erscheinen nach außen hin lichtvoll, sind aber innen dunkel und versuchen sich diese Situation zunutze zu machen. Solche Leute mißbrauchen die reine, klare Liebe von Hz. Mevlânâ und schaden seiner Tradition. Ich bete zu Gott, dass es unserer Stiftung gelingen möge, die Lehren Hz. Mevlânâs zu bewahren und Menschen um seine Liebe herum zu versammeln. Das Licht des Islam und die Liebe von Hz. Mevlânâ seien mit Euch.”
Liebe Mevlevi-Brüder und Schwestern! Öffnet eure Herzen für diese Einladung, die an euch gerichtet ist, aus Liebe zu Hazret-i Mevlânâ, seiner erhabenen Dichtung und Lehre und für den Mevlevi-Weg, der sein Erbe über so viele Jahrhunderte hinweg erhalten hat!
In unserer Zeit, in der die Mevlevi-Tradition weiterhin geschwächt ist, werden alle, die sich Mevlevis nennen, eindringlich gebeten, in Übereinstimmung mit unserem Çelebi Efendi zu sein. Dies ist eine Zeit, in der es besonders wichtig ist, sich seiner Führung unterzuordnen, eine Zeit in der es nötig ist, dass wir vereint und nicht uneinig sind.
Vielleicht war es in vergangenen Jahrhunderten für die Mevlevi-Zentren gesund, etwas unabhängiger von der zentralen Mevlevi-Leitung zu sein – doch dies ist gegenwärtig nicht der Fall. Es mag aus vielen Gründen attraktiv erscheinen, Gruppen getrennt vom Haupt-Stamm des Mevlevi-Ordens zu halten (und es liegt in der Natur von Organisationen – einschließlich spiritueller Organisationen – danach zu streben, ihre Identität, ihr Prestige und ihre ökonomischen Nischen beizubehalten), doch dieses hohe Maß an Unabhängigkeit schwächt unsere Tradition, weil so die spirituelle Praxis und das spirituelle Wissen dazu tendieren, auf einem insgesamt oberflächlichen Niveau bleiben. Doch wenn wir in größerem Maße vereint wären, hätten wir eine weitaus stärkere Position, um uns gegenseitig zu unterstützen, wo uns doch im 21. Jh. diese Fülle an Möglichkeiten zu kommunizieren, sich zu bilden, zu reisen etc., gegeben ist.
Schüler unabhängiger Mevlevi-Organisationen: Bittet die Leiter eurer Gruppen, sich Çelebi Efendi anzuschließen – zum Wohl der gesamten Mevlevi-Tradition!
Leiter unabhängiger Mevlevi-Organisationen: Setzt euch mit Çelebi Efendi über www.mevlana.net in Verbindung und trefft Euch mit ihm um die Trennung aufzuheben – zum Wohl der gesamten Mevlevi-Tradition!
Unser Çelebi Efendi hat sich in den vergangenen Jahren mit Angelegenheiten befasst, welche die Verbindungen der Internationalen Mevlana-Stiftung in der Türkei betreffen, dies schließt seine Beziehungen zum Türkischen Ministerium für Kultur ein. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat er sich dafür entschieden mehr Zeit in den USA zu verbringen und sich mehr auf die Verbesserung der Mevlevi-Tradition im Westen zu konzentrieren. Alle Mevlevis im Westen sollten die Bedeutung seiner jetzigen Ziele und Bemühungen in dieser wichtigen Angelegenheit anerkennen und ihm zu Erfolg verhelfen, so Gott will.
Bitte richtet Kommentare, Reaktionen und Fragen an die E-Mail-Adresse auf der Startseite dieser Webseite www.dar-al-masnavi.org. Ihr könnt euch über diese Adresse auch direkt an Çelebi Efendi wenden.
Wa ‘s-salâm,
Faqîru ‘l-Mawlawî
Ibrahim
1 Antragsunterlagen für das Mevlevi Sema Zeremoniell, bekannt als das Mevlevi Ayin-i Sherif des Sema Mukabele-i Sherif, die sakralen Mevlevi Rituals der sakralen Drehzeremonie für die UNESCO Ernennung zum ‘Meisterwerk des mündlich überlieferten und unantastbaren Erbes der Menschheit’ vorgelegt von der International Mevlana Foundation beim Türkischen Kultusminister, Ankara, Türkei, im Oktober 2004
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Übersetzung aus dem Amerikanischen: Sabine Mugil
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